Steprather Mühle Walbeck

Die älteste voll funktionierende Windmühle Deutschlands

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Unsere Mühle
– Geschichte, Renovierung

(nachzulesen im‚ "Geldrischen Heimatkalender" 2008 S. 160 ff und in, Steprather Mühle Geldern-Walbeck. Ein funktionierendes technisches Kulturdenkmal‘ von Rudolf Geese, erschienen 2002 in Geldern-Veert, nur in der Mühle erhältlich)

Die Geschichte der Steprather Mühle ist nicht von Anfang an bekannt. Ebenso sind Baujahr und Erbauer unklar.

Wann wurde die Walbecker Windmühle erbaut?

Die Frage, ob das Gebäude zunächst als Wehrturm erbaut worden war, konnte aus Erkenntnissen, die während der Renovierungsarbeiten 1995 gewonnen wurden, widerlegt werden. Das wegen des Mühlenberges nicht sichtbare Mauerwerk ist aus Stabilitätsgründen konisch angelegt. Diese Bauart und der Standort des Gebäudes, damals noch im freien Feld, sind Hinweise darauf, dass die Steprather Mühle nicht als Wehrturm gedient haben kann. Man kann mit Sicherheit sagen, dass es sich bei der Windmühle um eine der frühen Turmmühlen handelt und somit vor Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein muss. Der älteste Nachweis einer Mühle in Walbeck ist die Aufführung in der Steuerliste der Freiherrlichkeit Walbeck von 1510, wonach sie mit 3,5 Gulden und 2 Stüber belastet wurde und damit zu den damals größten Steuerzahlen zählte.

Wer war Erbauer der Walbecker Windmühle?

Der alleinige Herr der Freiherrlichkeit Walbeck, Heinrich Schenk von Nydeggen, starb 1452. Sein Besitz und die Herrschaft fielen je zur Hälfte an seine Söhne Diederich (+1487, das spätere Haus Steprath) und Johann (+1491, mit dem Schloss Walbeck). Bei der Besitzteilung wurde die Mühle je zur Hälfte den beiden Erben zugesprochen. Nach weiteren Vererbungen wurde die Turmwindmühle 1647 vollständig Eigentum der Familie von Steprath, die auch Namensgeberin der Mühle werden sollte. Die Möglichkeit, dass nach der Besitzteilung im Jahr 1452 die Mühle von beiden Erben gemeinsam erbaut wurde, ist unwahrscheinlich, denn das Recht, eine Mühle bauen zu dürfen, wurde vom Landesherrn nie an zwei Getreuen gleichzeitig übertragen. Somit muss die Steprather Mühle kurz vor 1452 von dem Herrn der Freiherrlichkeit Walbeck, Heinrich Schenk von Nydeggen, erbaut worden sein.

Seither wurde die Mühle von Pächtern betrieben. Nachforschungen ergaben, wer Pächter der Mühle seit 1714 war. Als letzter Pächter ist aufgeführt Bartholomäus Brauwers (+1957) mit seinem Müllergesellen Peter Johannes Hanssen (+1953). Den Mahlbetrieb hatte der letzte Müller schon etliche Jahre vor seinem Tod aufgegeben.

Renovierung

Mühle im Jahre 1938

Die Renovierung und damit auch die Finanzierung der Mühle trug manchmal abenteuerliche Züge. Für den symbolischen Preis von 1,- DM ging die Mühle von der Stadt Geldern in den Besitz den Fördervereins über. Nun fehlten nur noch 250.000 DM um das alte Gemäuer mit Leben zu füllen. Der Zahn der Zeit hatte seit der Schließung der Mühlentore im Jahr 1953 kräftig am Mahlwerk und den Balken genagt.

Die Denkmalspflege in Bonn-Puhlheim winkte ab. Nach der Wiedervereinigung warteten in den neuen Bundesländern allzu viele marode Denkmäler auf Sanierung. Nun setzte der Vorstand auf die “Nordrhein-Westfalen-Stiftung”, die ebenfalls Heimat- und Kulturpflege unterstützt. Mit 250.000 DM aus dem Topf der Stiftung war der Förderverein schon einmal gut bedient, und 160.000 DM gab die Stadt Geldern aus ihrem Haushalt als Zuschuss.

Nun konnte der holländische Mühlenbauer Harry Beijk aus Afferden mit der Instandsetzung des Mahlwerkes beginnen, was ihm unter Verwendung der verschiedensten Hölzer auch gelang. Insgesamt sind in der Mühle nunmehr 12 verschiedene Holzarten verarbeitet worden. Darunter findet man so fremdländisch klingende Arten wie Greenheart, Douglasie, Bongossi, Billingi und Robinie, aber auch die bekannten Hölzer wie Ulme, Esche, Palme, Pappel, Buche, Eiche und Steineiche wurden verarbeitet – die harten Hölzer für die tragenden Teile, die weichen Hölzer für die Zahnräder.

Im Zuge der Renovierung wurden auch die alten Hölzer von einem Expertenteam der Bergischen Universität Wuppertal unter der Leitung von Professor Dr. Ulrich Wendt, einem Mitglied des Förderverein-Vorstandes, untersucht. Dabei stellte man fest, dass der schwere Eichenbalken im Steinboden, auf dem die Königswelle ruht, die das gesamte Mahlwerk in Bewegung setzt, über 500 Jahre alt ist.

Im September 1995 war es dann endlich soweit. Die Steprather Mühle konnte wieder in Betrieb genommen werden.

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